Request to pay (R2P) verändert den Zahlungsverkehr – technische Herausforderungen

Der letzte Blog-Beitrag zu Request to Pay hat uns gezeigt, wie besinnlich die Weihnachtszeit und wie geordnet die dazugehörigen Einkäufe mit R2P ablaufen könnten. Nun ist es bis zum nächsten Weihnachtsfest ja noch eine Weile hin und so bleibt Zeit, sich mit den Herausforderungen zu beschäftigen, die die Etablierung R2P-basierter Zahlungssysteme mit sich bringen.

Hier sei zunächst die technische Komponente genannt. Die EBA CLEARING hat im vergangenen Dezember Formatspezifikationen veröffentlicht, die sowohl die Zahlungsanforderung (pain.013) als auch die Antwort auf die Zahlungsanforderung (pain.014) beschreiben. Damit ist das Teilstück des Clearings technisch präzisiert, und es steht „nur noch“ die Herausforderung an, die Ein- und Ausgangsschnittstellen des Zahlungsverkehrssystems auf diese Abläufe und Formate vorzubereiten. Das klingt zunächst trivial, stellt jedoch für ein Zahlungsverkehrssystem eine echte Herausforderung dar: Sowohl Hinweg (Zahlungsanforderung) als auch Rückweg (Antwort) auf die Anforderung müssen binnen kürzester Zeit von einem Kundensystem durch das Zahlungssystem, die betreffenden Clearingsysteme und das empfangende bzw. antwortende Kundensystem geroutet werden.

Und natürlich ergibt sich hieraus auch die Frage, wie ein Kunde die Zahlungsanforderung überhaupt zu seiner Bank transportieren soll. Technisch findet hierzu gerade im European Payments Council und in der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) eine Diskussion statt, und es wird eine technische Spezifikation für die Kunde-Bank-Schnittstelle erstellt.

Hier kommt dann die fachliche Komponente zum Tragen, in der man existierende Systeme bereits dahingehend konzeptionell überdenken sollte, welches System im Eingang Zahlungsanforderungen entgegennehmen und mit welchem Gegenstück diese beantwortet werden sollen. Woraus sich dann unmittelbare Folgefragen ergeben, wie z. B. die Frage danach, wie der Kunde auswählen kann, ob er per SEPA oder SEPA Instant bezahlen möchte (sofern er diese Auswahl je nach Ausgestaltung der Zahlungsanforderung überhaupt hat). Nicht weniger bedeutend ist die Frage, wie er die Zahlungsanforderung autorisieren soll. Hier eignen sich z. B. die Autorisierung mit einem Mobile-Device und den hierfür etablierten TAN-Systemen oder auch eine Überstellung in die EBICS-Unterschriftsmappe zur Unterzeichnung mit verteilter elektronischer Unterschrift.

Die Information über einen Zahlungseingang aus einer Instant-beglichenen Zahlungsanforderung ist dagegen dank des spezifizierten „Haben-Avis für SEPA-Echtzeitüberweisungen“ mittlerweile recht einfach bereitzustellen.

Im richtigen Zusammenspiel der technischen Möglichkeiten wird R2P dem Instant-Zahlungsverkehr sicher einen immensen Schub verleihen. Die auf dem Weg dorthin beschriebenen Herausforderungen stellen zugegebenermaßen einen nicht unerheblichen Aufwand dar, der sich mit Blick auf die zahlreichen Gestaltungsspielräume jedoch bei richtiger Umsetzung auszahlen wird. Welche Einsatzszenarien und Use Cases sich aus den technischen Möglichkeiten ergeben, haben wir für Sie im Whitepaper „Request to Pay – Vielfältige Einsatzmöglichkeiten“ näher beleuchtet. Außerdem stehen wir Ihnen sowohl für inhaltliche als auch technische Diskussionen gerne zur Verfügung.

Autor: Eric Waller

Multibanking – alles in einem Portal

Standards als Grundlage einer vernetzten Prozessautomatisierung

Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Dies wird seit Jahren auf allen Digitalkonferenzen gepredigt. Je mehr Daten ein Anbieter von einem Kunden hat, desto besser lässt sich der Kunde clustern und in Zielgruppensegmente einordnen. Dieses Wissen über die Bedürfnisse des Kunden erlaubt es, interessante Zusatzangebote für ihn zu schaffen.

Wenn sich im Rahmen der Digitalisierung die Zugangskanäle zunehmend auf das Internet verlagern, wird die „digitale Bankfiliale“, wie z. B. das webbasierte Firmenkundenportal TRAVIC-Port, zum entscheidenden Kontakt zwischen Bank und Firmenkunde. Gelingt es dem Betreiber am digitalen Point of Sale alle Bankkonten des Kunden auch anderer Banken zu aggregieren und hinter seinem eigenen Portal zu bündeln, hat er die besten Voraussetzungen für einen ganzheitlichen Überblick über den Zahlungsverkehr des Kunden. Je mehr Konten hier gebündelt werden, desto bessere Serviceangebote kann der Betreiber für seine Kunden kreieren.

Das Schlagwort „Multibanking“ steht für diese Funktionalität einer Bündelung des optimalen Zahlungsverkehrs eines Kunden. Beide Seiten - Kunde und Bank - profitieren von dieser Zusammenfassung unter einem Dach. Auch der Kunde erhält einen umfangreichen Überblick seiner Transaktionen. Die Aggregation bezieht sich sowohl auf die Einreichung aller Zahlungsarten, als auch auf die Abholung der Kontoinformationen aller konnektierten Konten. Das Multibanking in einem Portal ermöglicht dem Anwender eine einheitliche, komfortable Benutzeroberfläche für verschiedene Zahlungsverkehrsanbieter unter einem sicheren Zugang - und damit mehr Komfort für seine internen Prozesse. Der Nutzen dieser reibungslosen Automatisierung des multiplen Zahlungsverkehrs steht und fällt jedoch mit der Schnelligkeit der Abwicklung und sauberen Implementierung der Bankserver verschiedener Anbieter. Ein hoher Grad an vernetzten Transaktionen in beide Richtungen erfordert einheitliche Schnittstellen und eine saubere Einhaltung der verabschiedeten Spezifikationen. Die EBICS-basierte Kommunikation von TRAVIC-Port stellt hierbei das sicherste, internetbasierte, technische Protokoll für den SEPA-Raum zur Verfügung. Allzu großzügige Anpassungen und Abweichungen von der Spezifikation verhindern reibungslose Prozesse auf Seiten der Anbieter und stehen der Vision einer hohen, lückenlosen Zusammenfassung des Zahlungsverkehrs entgegen. Hier sollten sowohl die Auftraggeber der Portalanbieter, als auch die Auftragnehmer und Software-Häuser an einem Strang ziehen. Im Gegensatz dazu ermöglichen APIs mit proprietären Schnittstellen die individuelle Anpassung an die technische Umgebung der Bank. Jede Abweichung von Standards verzögert jedoch die reibungslose Integration des komplexen Datenverkehrs. Unpräzise Auslegungen der Spezifikation verringern den Grad an Automatisierung und Durchsatz jeder Anbindung. Je mehr Lücken im komplexen Netzwerk der Multibankanbindungen, desto geringer der Kundennutzen und die Qualität der Auswertung.

Gastautor: Christian Veith