EBICS 3.0 mit BTF macht den Weg frei

Der europäische Zahlungsverkehr wächst dank SEPA und EBICS zusammen. Mit EBICS 3.0 verschmelzen nun auch die verschiedenen EBICS-Dialekte. Das Konzept dahinter heißt BTF. BTF steht für Business Transaction Format. BTF  vereinheitlicht die Beschreibung der zu transferierenden Formate in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Diese Harmonisierung macht den Weg frei für eine wachsende EBICS-Community.


Die neue EBICS 3.0-Spezifikation ist ab dem 27. November 2018 gültig. Termine zur Einführung können in den einzelnen Ländern abweichen. EBICS 3.0 bringt folgende Vereinheitlichungen:
  • einheitliche EBICS-Version in den drei EBICS-Ländern
  • einheitliche Identifikation der Geschäftsprozesse und Formate (BTF)
  • einheitliches X.509-Format für die Schlüsselablage
Damit ist die Kompatibilität der EBICS-Dialekte gewährleistet.

Optionale Features

Bisher wurden nicht alle EBICS-Features in allen Ländern angeboten. Mit EBICS 3.0 können die Banken ihren Kunden alle optionalen EBICS-Features individuell anbieten. Dazu gehören:
  • Zertifikate
    CA-signierte Zertifikate
    selbstsignierte Zertifikate
  • Berechtigungsmodell
    deutsche T-, A-, B- und E-Autorisierungen
    französische T- und TS-Autorisierungen
    Abschaffung der Fax-Autorisierung
  • Verteilte Elektronische Unterschrift (VEU)
    Die Nutzung der VEU ist in Deutschland obligatorisch, ansonsten optional.
Neuerungen

Die EBICS 3.0-Spezifikation enthält Neuerungen, die bei der Einführung berücksichtigt werden müssen:
  • Mapping
    Die Anpassung von Formatparametern und Auftragsarten an BTF-Standards wird durch Zuordnungsübersichten (Mappings) erleichtert. Auf nationaler Ebene sind Zuordnungsübersichten für Auftragsarten und Formatparameter definiert. Die EBICS-Clients müssen diese Zuordnungen umsetzen. In der Übergangszeit kann es zu Mischformen kommen: Bank A unterstützt bereits BTF, während Bank B nur EBICS 2.x anbietet.
  • Erweiterte Steuerung
    Mit BTF kann nun der EBICS-Client den Bankrechner steuern. Bisher steuerte ausschließlich der Bankrechner die Prozesse. Diese Client-Steuerung öffnet ein neues Kapitel in den Prozessabläufen. Der EBICS-Nutzer kann z. B. vorgeben, ob sein Auftrag direkt in die VEU gehen soll oder die Berechtigung zu prüfen ist. Bei Abweichungen zwischen der BTF-Vorgabe und den Rechten auf dem Bankrechner definiert die EBICS-Spezifikation das Verhalten.
  • Einheitliches Protokoll
    Das strategische Kundenprotokoll in der EBICS 3.0-Spezifikation ist das HAC. Damit wird das alte textbasierte Kundenprotokoll PTK vollständig abgelöst. Das HAC-Protokoll ist maschinenlesbar, da es auf XML basiert. In der Übergangszeit werden PTK und HAC bei einem EBICS-Versionsmix parallel existieren. Nach der EBICS 3.0-Spezifikation sollen BTF-Aufträge nicht mehr im alten PTK angezeigt werden. Wer das dennoch möchte, kann das PTK-Format proprietär erweitern.
EBICS 3.0 ebnet den Weg für eine wachsende EBICS-Community

EBICS 3.0 europäisiert die Nutzung von EBICS. Das ist gut. Damit können Banken neue Märkte und Kunden gewinnen. Der Kunde erhält durch die Flexibilisierung mehr Möglichkeiten. EBICS nutzt nun ausschließlich etablierte Standards.

Existierende Schnittstellen und Vertragskonditionen können fast unverändert bleiben. Das BTF kann im Hintergrund konfiguriert werden. Für Bankrechner und EBICS-Clients bleibt die Fachlichkeit im Vordergrund. Die EBICS 3.0-Spezifikation und die Mappingvorgaben unterstützen das.

Die Einführung von EBICS in neuen Märkten und Ländern ist mit EBICS 3.0 wesentlich erleichtert worden. Die Vorteile von EBICS 3.0 sind unübersehbar. Daher ist eine zeitnahe Einführung in den bestehenden EBICS-Ländern zu empfehlen.

Michael Lembcke