Instant Payments ist wahrscheinlich eine disruptive Technologie, die Volumina von anderen Zahlungsverkehrsmitteln abschöpfen wird. Dazu gehören der Massenzahlungsverkehr, der heute beispielsweise über EBICS läuft, aber auch Kartenzahlungen – Debitkarten- und Kreditkartenzahlungen am POS. Des Weiteren wird erwartet, dass vermehrt Zahlungen im Internet über Instant Payments abgewickelt werden. Ein Angriff auf PayPal und Co?
Was im ersten Moment harmlos aussieht, kann die Welt des Zahlungsverkehrs umkrempeln. „The New Normal“ wurde Instant Payments auf der Sibos genannt, obwohl es noch nicht einmal in Europa richtig abgehoben ist. Dies zeigt aber deutlich, was für ein Potenzial in Instant Payments vermutet wird. Die „neuen“ Player von gestern, wie z. B. PayPal und Co., könnten die Verlierer von morgen werden.
Die bisherigen Instant-Payments-Lösungen sind rein nationale Lösungen. Natürlich werden sich die wesentlichen Volumina im Zahlungsverkehr mit Instant Payments rund um den Kirchturm abspielen. Aber das muss nicht so bleiben. Mit einem Instant Payments, das europaweit funktioniert, könnten schnell neue Services entstehen. Dabei werden die Banken eine größere Rolle spielen als beim Bezahlen mit Kreditkarte oder über PayPal. Sie würden dabei ihren Anspruch, im Zahlungsverkehr führend zu sein, verteidigen und vielleicht sogar wieder Boden gutmachen können.
Die Grenzen von 15.000 € pro Instant-Payments-Transaktion werden schnell erhöht. Man munkelt von mittleren 6-stelligen Beträgen. Europäische Bankgruppen stehen in den Startlöchern, um dieses Limit innerhalb ihrer Gruppe von Beginn an aufzubrechen. Dies könnte auch für Firmenkunden interessant sein. Industriegüter, Dienstleistungen und Waren werden heute noch recht altmodisch bezahlt und damit teuer und langwierig. Mit Instant Payments könnte sich das ändern. Natürlich darf eine Zahlung per Instant Payments einige Sekunden länger oder sogar einige Minuten dauern, wenn beispielsweise der Betrag Millionen überschreitet und wenn Embargo-Prüfungen, AML und Settlement synchron ablaufen. Auch hier könnten sich wieder fundamentale, disruptive Änderungen ergeben.
Instant Payments ist übrigens nicht durch die PSD II initiiert. Was für eine vergebene Chance. Die EZB hat hier die Feder geführt und den Schritt hin zu einem europäischen Instant Payments nicht gewagt. Die Interoperabilität mit nationalen Instant-Payments-Lösungen ist derzeit noch unklar. Vielleicht schafft die PSD III, die schon in der PSD II angekündigt ist, den passenden rechtlichen Rahmen. Derzeit ist noch alles freiwillig und die Auswirkungen – auch auf den Massenzahlungsverkehr mit EBICS – sind noch nicht klar. Fest steht, dass die Europäisierung von Instant Payments Chancen bietet. Und die sollten wir nutzen.
Michael Lembcke