SIBOS 2015: Zahlungsverkehr in Bewegung



Auf der SIBOS in Singapur spielt traditionell SWIFT die Hauptrolle und EBICS eine Nebenrolle. Dennoch war das Interesse am Einsatz und der zukünftigen Entwicklung von EBICS groß. Mehr als 8.000 Besucher kamen zur Ausstellung ins Sands Expo and Convention Centre. Damit war die SIBOS in Singapur die größte in Asien und die zweitgrößte insgesamt. Die beherrschenden Themen zeigen: Es kommen weitere große Veränderungen auf den Zahlungsverkehr zu.


EBICS BTF



Mit dem Beitritt der Schweiz zur EBICS-Gesellschaft hat die Verbreitung von EBICS weiter Fahrt aufgenommen. Bisher sind zwei EBICS-Dialekte gebräuchlich: in Deutschland und in Frankreich. Die Schweizer werden einen weiteren Dialekt hinzufügen. Damit EBICS sich für weitere Länder öffnet, steht eine Vereinheitlichung an: EBICS BTF.

Hinter EBICS BTF steht der Wille aller drei Länder, einen einheitlichen EBICS-Standard zu entwickeln. Die Arbeiten dazu laufen auf Hochtouren. Mehr Informationen zu EBICS BTF lesen Sie bald in diesem Blog.

Digitalisierung



Der Zahlungsverkehr ist in einigen Ländern hochautomatisiert. Die Prozesse im Zahlungsverkehr sind fast vollständig digitalisiert, beziehen ein oder mehrere Partner ein und reichen weit über die eigenen Systemgrenzen hinaus. Typische Beispiele sind SWIFT oder EBICS, mit denen man strukturiert Informationen zwischen Partnern austauschen kann.

Andere Bereiche im Bankwesen können von der Erfahrung des Zahlungsverkehrs profitieren. Der hohe Grad der Digitalisierung lässt sich beispielsweise auf Kredite, Avale oder dokumentäres Geschäft übertragen. Dies scheint der Trend für die nächsten Jahre zu sein.

Backup der Zahlungsverkehrsströme



Die Geldmengen im Zahlungsverkehr sind astronomisch. TARGET 2 setzt fast eine Billarde Euro pro Jahr um – eine Eins mit fünfzehn Nullen! Es ist klar, diese Räder dürfen im Zahlungsverkehr nicht still stehen.

Daher wird der Ruf nach einem Backup für den Transport der Zahlungsströme immer lauter. EBICS bietet sich quasi als natürlicher Partner von SWIFT an. Es kursieren die ersten Gerüchte, dass Empfehlungen – noch werden es nur Empfehlungen sein – ausgesprochen werden, den digitalen Geldtransport durch ein zweites Verfahren abzusichern.

Regulatorische Veränderungen



In der Vergangenheit haben die regulatorischen Anforderungen den Zahlungsverkehr dominiert. Die besten Beispiele sind SEPA und ISO 20022. Nach unserer Einschätzung werden in den nächsten zwei Jahren ca. 30 neue Trends und Vorhaben im Zahlungsverkehr kommen – die meisten davon durch den Regulator getrieben. Die Auswirkungen auf die IT reichen von den Einlieferungssystemen über das Clearing bis zum Kernbanksystem. Insgesamt sind alle Systeme im Zahlungsverkehr betroffen. Es wird also nicht langweilig.

Michael Lembcke 

Migration Zahlungsverkehr Schweiz: echte End-to-End-Tests mit EBICS

Auf dem Finanzplatz Schweiz arbeiten die Banken mit Hochdruck an den Umsetzungsprojekten für die Harmonisierung des Schweizer Zahlungsverkehrs nach ISO 20022. Softwarehersteller und Firmenkunden fordern Testmöglichkeiten für die neuen Zahlungsformate. Gesucht ist ein End-to-End-Testszenario, das die produktive Verarbeitung seitens der Bank bestmöglich abbildet. In der Schweiz können die wenigsten Banken solche Tests anbieten. Dabei kann EBICS helfen.


Die SIX Interbank Clearing, verantwortlich für die Publikation der Schweizer Implementierung, bietet eine sogenannte Validierungsplattform an. Dort können die jeweiligen Meldungen (pain und camt) bezüglich Syntax und einfachen Business-Regeln validiert werden. In der Regel ist dies die erste Anlaufstelle für Tests in der neuen ISO-Welt. Für Hersteller und Kunden reicht diese Prüfung jedoch nicht aus, um anschliessend die produktiven Zahlungsläufe mit ihrer Bank umzustellen.

Taugliche End-to-End-Tests umfassen die Aufträge als Buchungen in die elektronischen Kontoauszüge (z. B. MT940 oder camt.053) und Avisierungen (z. B. MT942 oder camt.052) inklusive Saldo-Nachführung sowie ein Fehlerverhalten, welches der Produktion entspricht (Ausweisung entsprechender Status-Rapporte und Storno-Buchungen). „Die Schwierigkeit von Tests ist oft die Avisierung, welche aufgrund der eingelieferten Daten sich entsprechend verhält“, weiß Christoph Schenker von der PostFinance. „Die Testplattplattform http://isotest.postfinance.ch bietet alle Möglichkeiten, welche der Softwarehersteller für Ein- und Auslieferungen benötigt, um seine Software für den Kunden ‚ISO-ready‘ zu machen.“

Gerade den Fehlerfall möchte der Kunde vor der Einführung simulieren, um seine internen Prozesse der Ausnahmebehandlung zu testen. Typischerweise sind dies Fehler wie „ungenügende Deckung“, „falsches Begünstigtenkonto“ und ähnliche Ausnahmefälle, welche in der Folge im produktiven Betrieb auftreten können.

Fasst man End-to-End etwas weiter, wäre es für den Firmenkunden ideal, wenn er direkt aus seiner ERP-Software mittels EBICS einen Zahlungslauf an eine Testinfrastruktur senden und wiederum mittels EBICS die dazugehörigen Downloads ausführen kann. Nur dann ist ein echter „proof of the pudding“ möglich. Simuliert werden müssen insbesondere die Rückmeldungen bei Fehlern und die Verarbeitung realer Dateigrössen – d. h. ein produktiver Kreditorenlauf mit einigen hundert Zahlungen oder mehr, nicht nur eine Testzahlung. So ist die nötige Sicherheit für einen Produktionsstart gegeben. Die direkte Anbindung einer Testplattform über EBICS ermöglicht es, Testzyklen zu automatisieren und via EBICS-Protokoll grosse Dateien zu übermitteln. Dies ist mit einer Testplattform, welche nur über eine manuelle Web-Upload-Schnittstelle verfügt, nur schwer möglich.

Innovative Schweizer Banken sehen in der Kombination von ISO 20022 und EBICS das ideale Tandem, um ihre Kunden in der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs zu unterstützen. Institute, welche zusätzlich eine echte End-to-End-Testmöglichkeit anbieten können, bieten ihren Kunden einen echten Mehrwert. „SAP unterstützt den Credit Transfer mit ISO 20022 schon seit mehreren Jahren. Gute Testplattformen und direkte Ansprechpartner bei Finanzinstituten unterstützen die weitere Umsetzung von ISO20022-Meldungen in der Schweiz“, sagt Rainer Hofmeister vom Hersteller SAP.

Carsten Miehling