Blog-Serie: Wie sich EBICS verbessern lässt, Teil 1 – Kundenauftragsreferenz

Mit dieser Blog-Serie möchte ich eine Reihe starten, in der über mögliche und wünschenswerte Erweiterungen von EBICS nachgedacht wird. Die Vorschläge haben einen konkreten fachlichen oder technischen Hintergrund, aus dem sich die Lösungsvariante ableitet. Beginnen möchte ich die Blog-Serie mit der Kundenauftragsreferenz.

Von Kunden wurde die Möglichkeit nachgefragt, einem Auftrag eine Referenz mitzugeben, zum Beispiel einen Dateinamen oder eine beliebige ID. Wichtig ist dabei die Eindeutigkeit der Referenz. Somit kann der Kunde gezielt den Auftragsstatus über die Referenz abfragen, egal ob der Auftrag noch in Bearbeitung ist oder schon vor Tagen abgearbeitet wurde. Des Weiteren kann über diese Referenz auch eine Doppeleinreichungskontrolle erfolgen.

An dieser Stelle sollte klar sein, dass die existierende 4-stellige Order-ID nicht das richtige Mittel ist, um die oben genannten Anforderungen abzudecken. Die Order-ID wird seit der EBICS-Version 2.5 vom EBICS-Server vergeben und ist nicht eindeutig.

Die Anforderungen können durch die Einführung einer Kundenauftragsreferenz (Customer Order Reference) abgedeckt werden, die den EBICS-Standard erweitern würde. Konkret könnte dies so umgesetzt werden:
  • Eine individuelle Kundenauftragsreferenz mit einer Länge von zum Beispiel 512 Zeichen wird eingeführt. Die Kundenauftragsreferenz kann vom Kunden frei vergeben werden. Sie kann zum Beispiel der Dateiname, eine beliebige ID oder eine Kombination aus beidem sein. Die Kundenauftragsreferenz muss im Protokoll (PTK/HAC) aufgeführt werden.
  • Die Kundenauftragsreferenz wird innerhalb von zum Beispiel 90 Tagen im EBICS-Server der Bank pro Kunde auf Eindeutigkeit geprüft. Wird ein Auftrag mit einer Kundenauftragsreferenz eingereicht, für die bereits ein erfolgreicher Upload erfolgte, wird der neue Auftrag abgelehnt. Erfolgt hingegen ein zweiter Upload mit der gleichen Kundenauftragsreferenz während der erste Upload noch läuft, wird der erst (ältere) Upload fehlerhaft beendet. Damit kann die Kundenauftragsreferenz auch verwendet werden, wenn ein Transfer hängen bleibt. Die Ablehnung wird in jedem Fall im PTK/HAC vermerkt.
  • Wenn die PTK/HAC-Einträge des EBICS-Servers der Bank durch Einträge zum Beispiel aus dem Clearing ergänzt werden, so sollten die ergänzenden PTK/HAC-Einträge ebenfalls die entsprechende Kundenauftragsreferenz enthalten, soweit sie sich auf eine Einreichung beziehen.
Als Abfragen wären folgende Aufträge denkbar:
  • Der Kunde kann das PTK/HAC gezielt für eine oder mehrere Kundenauftragsreferenzen abrufen. Dabei wird dem Kunden das bis zu dem Zeitpunkt fertige PTK/HAC zurückgegeben. Der Abholstatus von PTK bzw. HAC bleibt dabei unverändert.
  • Alle bereits eingereichten Kundenauftragsreferenzen können abgefragt werden. Dabei kann der Zeitraum analog zur historischen Abholung eingegrenzt werden. Diese wäre eine Servicefunktion für die Kundenauftragsreferenzen.
Mit der Einführung einer Kundenauftragsreferenz, der individuellen Abfrage nach bestimmten Kundenauftragsreferenzen und der daraus resultierenden Doppeleinreichungskontrolle hätte man ein starkes Instrument geschaffen. Der Kunde könnte einzelne Einreichungen recherchieren und hätte die Möglichkeit, eine effektive Doppeleinreichungskontrolle zu etablieren. Die Bank würde die Recherchemöglichkeiten für den Kunden erweitern und könnte damit Anfragen bei der Bank reduzieren. Eine Doppeleinreichungskontrolle wäre sogar an den Kunden delegiert. Somit wäre die Einführung einer Kundenauftragsreferenz eine Win-Win-Situation für die Banken und für die Kunden. Was wollen wir mehr?

Michael Lembcke 

Startschwierigkeiten beim Onboarding von Schweizer EBICS-Kunden

In früheren Blogbeiträgen haben wir bereits über den Start von EBICS in der Schweiz berichtet. Erste Kreditinstitute bieten inzwischen den multibankfähigen Standard an, weitere befinden sich noch in der Angebotsplanung. Der Fokus richtet sich daher nun langsam auf die Firmenkundschaft, die die neuen Schnittstellen nutzen möchte, genauer gesagt auf die dort einzusetzende EBICS-Client-Software.

Die erste Umfrage Anfang dieses Jahres in der Schweizer Softwarehersteller-Gemeinde zum Support von EBICS in ihren Client-Produkten war durchweg positiv. Die Mehrzahl der Anbieter hat EBICS als Protokoll bereits implementiert und kann produktive Verbindungen mit den beiden Großbanken vorweisen. Um dem Kunden das Aufschalten einer neuen Schnittstelle zu vereinfachen, bieten einige der Softwarelösungen sogenannte EBICS-Profile für das jeweilige Institut in ihren Installationsprogrammen an. Der Kunde entscheidet vor der Initialisierung, mit welcher Bank er sich verbinden will und das Programm belegt automatisch Institut-spezifisch die wichtigsten Verbindungs- und Konfigurationsparameter (Version, EU-Verfahren, Hostname, Zertifikat-Aussteller, unterstützte Auftragsarten, URL, etc.).

Möchte nun der Kunde eine weitere Bank anbinden, welche EBICS neu anbietet, benötigt er oftmals eine neue Softwareversion des Herstellers, welche gemäß dem soeben beschriebenen Verfahren die neue Institut-spezifische Konfiguration enthält. Das an sich kundenfreundliche Setup verkehrt sich hier auf einmal ins Gegenteil, denn wer möchte nur wegen einer neuen Bankverbindung gleich die gesamte Software updaten? Gewünscht wäre an dieser Stelle ein konfigurativer Ansatz, bei welchem ich als Kunde die relevanten EBICS-Parameter für die neue Verbindung selbst erfassen kann.
Wenn der Hersteller dann für solche Updates noch Releasegebühren verlangt, wird man den Eindruck nicht los, dass hier auf Kosten des Kunden für ein eigentlich triviales Problem gerne Kasse gemacht wird. Es liegt jetzt wohl an den Banken, sich einen Überblick über die jeweiligen Lösungen zu verschaffen und dieses dann in der Kundenberatung entsprechend einfließen zu lassen, wenn es um die Frage geht, welche EBICS-Software am besten für den Anschluss an das eigene Institut geeignet ist.

Für Schweizer Hersteller, welche noch kein EBICS-Protokoll installiert haben, hier zum Abschluss noch ein Tipp: Die Konfiguration einer neuen EBICS-Verbindung sollte kein „Hexenwerk“ sein, wenn von Anfang an darauf geachtet wird, dass diese z.B. über einen Dialog vom Kunden selbst wahrgenommen werden kann. Für die Einbindung des EBICS-Protokolls sei an dieser Stelle auch noch auf den EBICS-Kernel von PPI verwiesen (siehe Softwarebausteine auf der PPI-Homepage), der den gesamten Umfang von EBICS in Form einer Software-Library zur Verfügung stellt.

Carsten Miehling