Mehr Sicherheit, geringere Kosten: STEP2 Clearing mit EBICS

Seit Ende letzten Jahres bietet die EBA Clearing neben SWIFT auch EBICS als Zugangskanal für STEP2 an. Die Blaupause dafür stammt von der Deutschen Bundesbank, die bereits 2008 ihren SEPA-Clearer über SWIFT und EBICS zugänglich machte. Was sind die Gründe, warum EBA Clearing neben einem SWIFT- auch noch einen EBICS-Zugang anbietet? Der Anstoß dazu kam von einigen Banken und Sparkassen aus Deutschland. Die Motivation waren die Kosten: Bei EBICS fallen keine Transaktionskosten für den Transport an.


Im bilateralen Clearing zwischen den Banken, das in Deutschland auch als "Garagen-Clearing" bekannt ist und extensiv genutzt wurde, fallen für den Transport und das Clearing keine Kosten an. Die jeweils beteiligten Banken tragen die Kosten für den Transport und das Clearing selbst. Bei der Umstellung auf ein zentrales Clearing fallen natürlich Kosten für das Clearing an. Um die Kosten nicht noch weiter in die Höhe zu treiben, sollten die Kosten für den Transport, die jedes Kreditinstitut selbst trägt, so gering wie möglich gehalten werden. Daher fiel die Entscheidung auf EBICS, da bei EBICS – abgesehen von reinen Betriebskosten – keine Transaktionskosten für den Transport anfallen.
Ein zweiter Aspekt wird zudem immer wichtiger: Sicherheit! Im Interbankenzahlungsverkehr liegen die täglichen Geldmengen im Milliardenbereich. Eine Störung des Geldflusses von wenigen Stunden führt bereits zu Verwerfungen, die erhebliche Auswirkungen für die Wirtschaft haben können. Daher wird zunehmend die Frage nach einem Backup-Transportverfahren für das Clearing im Interbankenzahlungsverkehr gestellt. Auch dafür würde sich EBICS hervorragend eignen, beispielsweise EBICS als Backup für SWIFT. EBICS und SWIFT werden bereits bei einigen Banken parallel für das Clearing eingesetzt. Es scheint zudem unwahrscheinlich, dass sich der Regulierer auf Dauer mit einem einzigen Transportverfahren begnügt. In fast allen Bereichen der Bank wurden die Sicherheitsanforderungen deutlich verschärft, zum Beispiel durch die PSD II. Eine zukünftige Verschärfung der Sicherheitsanforderungen im Interbankzahlungsverkehr scheint daher nicht ausgeschlossen zu sein.

Meeting EBICS Working Group: Schweiz sorgt für neuen Schwung bei EBICS

Die Schweizer EBICS-Arbeitsgruppe will noch im September ihre Ideen, insbesondere zu den Auftragsarten, beschreiben. Das ist ein Kernergebnis des Treffens der EBICS Working Group am 28. August. Erstmals seit Bestehen der Deutsch-Französischen EBICS-Kooperation fand es in der Schweiz statt. Hintergrund ist, dass mit der Schweiz ein weiterer Kandidat für die Beteiligung an der EBICS-Gesellschaft in den Startlöchern steht. In Gehdistanz zum Schweizer Antragsteller SIX Interbank Clearing diskutierten die Experten aus den drei Ländern im Hotel Renaissance in Zürich die aktuelle Situation der Schweiz und die geplanten Erweiterungen am neuen elektronischen Zahlungsverkehrsstandard.


Schon der Start der Debatte verlief recht fulminant, stand doch wieder einmal die Frage im Raum, ob die Schweiz eher das Auftragsartenmodell Deutschlands oder die Fileparameter-Variante (FUL/FDL) Frankreichs für die nationale Anwendung verwenden sollte. Albert Apolloner, Leiter der Schweizer EBICS-Arbeitsgruppe stellte in seiner Präsentation die Vor- und Nachteile der jeweiligen Lösung aus Schweizer Sicht dar. Sein Fazit favorisierte die Fileparameter-Variante, welche bereits grundlegende Anforderungen des Schweizer Finanzmarktes abdeckt und als flexibler beurteilt wird. Die deutschen Vertreter verwiesen auf ihre Lösung, mit der jede Transaktionsart einem Issuer, zum Beispiel der Schweiz oder einer größeren Bank, zugeordnet werden kann.

Aus der Diskussion entsprang die Idee, alle deutschen Transaktionsarten gemäß der Fileparameterlogik zu übersetzen. Die Clientsoftwarehersteller würden dann ausschließlich diese Logik in ihren Clients implementieren, was insbesondere im Hinblick auf die Ausweitung in neuen Märkten wie die Schweiz, Spanien, Portugal und andere Kandidaten interessant wäre. Um die Aufwände seitens der deutschen Institute zu minimieren (die bekannten dreistelligen Auftragsarten werden aktuell bis weit in die Verarbeitung weitergereicht), könnte man sich ein Mapping in den Bankrechnerprodukten vorstellen. Aus der Transaktionsart AZV würde dann zum Beispiel pain.xxx.azv. In Kombination mit dem Ländercode und dem sogenannten "Name-/Value-Pair" könnten die Anforderungen jedes Landes und sogar weitere Merkmale großer Marktteilnehmer, wie zum Beispiel „es handelt sich um eine Datei in der Ausprägung Credit Suisse“, abgedeckt werden.
Man kann sich vorstellen, dass auf deutscher Seite nicht gerade ein Begeisterungssturm für die Idee ausgelöst wurde. Als zukünftige Vision für eine EBICS-Harmonisierung könnte man sich aber ein solche Migration durchaus vorstellen. In der Umsetzung könnten sicherlich beide Verfahren für einen Übergangszeit als Standard weiterbestehen. Neue Märkte würden zum eigenen Vorteil gleich auf die universellere Variante FUL/FDL setzen.

Im zweiten Teil des Meetings kam das Thema Sicherheit auf den Tisch, bei dem Deutschland und Frankreich ebenfalls andere Wege gehen. Alain Hiltgen (UBS) regte an, im EBICS Implementation Guide die Verwendung von Hardtokens für das Aufbewahren von Schlüsseln und Zertifikaten zu empfehlen.

Nach dem Mittagessen präsentiert Sabine Wenzel (SIZ) den Schweizer Teilnehmern die EBICS-Gesellschaft, die Organisation und die Entscheidungsprozesse für zukünftige Erweiterungen. Gemäß der aktuellen Planung wäre es bis Ende November 2014 möglich, noch Change Requests für das Release 2.6 (wahrscheinliche Inkraftsetzung 2016) einzureichen. Die Schweizer Arbeitsgruppe will sich noch im September treffen und ihre Ideen, insbesondere zu den Auftragsarten, beschreiben. Idealerweise können diese dann bereits beim nächsten Meeting der internationalen EBICS Working Group im November in Paris diskutiert werden.

Fazit: Ein sehr interessantes Forum für alle EBICS-Begeisterten. Es hinterlässt den Eindruck, dass ein neuer Spieler im Team etwas Schwung in die EBICS-Weiterentwicklung bringen könnte. Fortsetzung folgt.

Carsten Miehling